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Einführung Mischpult Verkabelung Mikrofonierung Audioprozessoren DAWs
Ein Mischpult ist eine Vorrichtung, die mehrere Tonquellen verarbeiten und die Ergebnisse an verschiedenen Anschlüssen wieder ausgeben kann. Im folgenden werde ich nur die Mischpulte, die für Musikproduktionen im Studio, Proberaum oder vor der Bühne (Front of House, FoH) verwendet werden, beschreiben. Andere (z.B. DJ Pulte, Film- und Fernsehen etc.) werde ich nicht betrachten, auch wenn diese sehr ähnlich funktionieren. Es folgt jetzt erst einmal eine Auflistung aller möglichen Komponenten eine Mischpultes.
Ein Mischpult hat mehrere Eingangskanäle, die meistens jeweils als Monokanal ausgelegt sind, jedoch gibt es auch Kanäle, die speziell für die Verwendung mit einer Stereoquelle (z.B. Synthesizer) ausgelegt sind. Diese Unterscheiden sich aber nur minimal von Monokanälen weshalb sie hier gemeinsam betrachtet werden. Für dem Heimgebrauch findest Du meistens Mischpulte mit bis zu 16 Eingangskanälen, was für den anvisierten Zweck in aller Regel auch ausreicht. In (semi)professionelen Anwendungen, im Proberaum oder bei kleineren Bühnen findest Du oft Mischpulte mit bis zu 24 Eingangskanälen. Noch größere Pulte findest Du vor allen in größeren Hallen bei größeren Orchestern.
Jeder einzelne Kanal besteht dabei aus folgenden Komponenten, die aber, je nach Einsatzgebiet, auch wegfallen können.
Eingangsanschlüsse
Ein Monokanal hat eine oder zwei Eingangsbuchsen für ein XLR-Kabel und ein Klinkenkabel. Da Du aber immer nur
eines davon benutzen darfst, haben viele Mischpulte eine Kombibuchse, die ein Paralelbetrieb gar nicht erst erlaubt.
Die Klinkenbuchse ist oft auch für symetrische Leitungen (also 3 polig) ausgelegt.
Bei einen Stereokanal entfällt die XLR-Buchse und die Klinke ist für den Stereobetrieb ausgelegt und nicht
symetrisch. Oft gibt es aber auch zwei symetrische Monoklinkenbuchsen für den linken und rechten Kanal. Hier
findet man auch gelegentlich zwei Cinchanschlüsse, an denen Du auch normale Hifigeräte anschließen
kannst.
Phasenverschiebung
Das findet man wirklich nur bei sehr professionellen (=teuer) Anwendungen. Das ist wichtig, weil bei mehreren
unterschiedlichen Quellen können durch eine ungünstige Konstellation verschiedene Signale durch
Überlagerungen unnatürlich verstärkt oder abgeschwächt werden. Wenn das Gesamtklangbild
unnatürlich klingt und keine andere Ursache mehr gefunden werden kann, könntest Du hier versuchen, ein
besseres Ergebnis zu finden. Allerdings habe ich das in den vielen Jahren noch nie gebraucht, weshalb ich hier jetzt
keine weiteren Informationen liefern kann.
Phantom
Manche Mikrofone oder andere Quellen benötigen für den Betrieb eine Spannungsversorgung, die Du hiermit
einschalten kannst. Wenn ein Mikrofon eine solche Spannung braucht und Du hast vergessen sie zu aktivieren, bekommst
Du halt kein Signal. Wenn Du bei einen Mikrofon kein Signal bekommst, prüfe wirklich als erstes, ob die
Phantomspeisung eingeschaltet ist. Die meisten Mikrofone nehmnen keinen Schaden, wenn die Phantomspeisung aktiviert
ist, sie diesen aber nicht brauchen. Viele Mischpulte, gerade im Heimbereich, erlauben dieses auch nur für alle zu
aktivieren. Prüfe aber im Zweifelsfall vorher, ob die Phantomspeisung schädlich ist oder nicht.
Gain
Der Gainregler ist dazu da, das Eingangssignal auf ein Standardpegel anzuheben. Das ist erforderlich, weil viele
Audioprozessoren nur mit einem Standardpegel vernünftig arbeiten. Der Eingang sollte daher immer auf diesen Pegel
geregelt werden auch, wenn später beim Mischen das Signal wieder runter geregelt wird. Auch für eine gewisse
Routine beim Mischen ist es sinnvoll, alle Eingänge zuerst auf einen Standardpegel zu regeln.
Signalindikator
Viele Boards haben pro Kanal einen Indikator, der anzeigt, ob ein Signal erkannt wurde. Das ist praktisch, wenn Du ein
Instrument nicht hörst, kannst Du die Fehlersuche an den Mikrofonierer:in oder Musiker:in delegieren.
Cliping
Wenn ein Kanal übersteuert, also zu laut ist, leuchtet diese Anzeige auf. Du solltest dann den Gain oder die
Quelle leiser regeln. Nimm diese Anzeige wirklich ernst. Bei reinem analogen Equipment kann zwar ein gelegentliches
Aufleuchten dieser Anzeige toleriert werden, bei digitalen Anwendungen kann der Sound aber schnell unrettbar
zerstört werden. Als ich das erste Mal eine digitale Aufnahme meiner Band versucht habe, ignorierte ich das
gelegentliche Aufleuchten der Clipinganzeige, das Ergebnis war nicht zu gebrauchen und musste weggeworfen werden.
Lowcut
Da im Livebetrieb durch die Bewegungen der Musiker:innen auch unerwünschte Störgräusche auftreten
können, verfügen viele Boards über einen Lowcutfilter, den Du eigentlich getrost bei jedem
Gesangsmikrofon aktivieren kannst. Häufig wird dieser Filter auch Trittschallfilter genannt, was dem Zweck auch
etwas näher kommt.
Insert
Die Insertbuchse dient dazu, das Audiosignal, bevor es im Mischer weiterverarbeitet wird, zu einem externen Prozessor
umzuleiten und den Ausgang des Prozessors mit dem Mischpult zu verbinden. Dazu benötigst Du ein Insertkabel, das an
einem Ende einen Steroklinkenstecker hat und am anderen Ende zwei Monoklinkenstecker. Der Stereostecker kommt in die
Insertbuchse, die beiden Monostecker kommen in den Ein- und Ausgang des Audioprozessors. Leider hab ich jetzt nicht
im Kopf, ob der weiße Stecker in den Eingang und der rote in den Ausgang kommt oder umgekehrt, ich hab mein
ganzes Equipment verschenkt und kann's daher nicht prüfen.
Grundsätzlich kann zwar jede Art von Audioprozessoren über die Insertbuchse angeschloßen werden, da aber
Dynamikprozessoren (Kompressoren, Equalizer etc.) näher auf eine individuelle Quelle abgestimmt werden
müssen, hat es sich eingebürgert, diese an den Insert anzuschließen. Effektprozessoren können
auch mehrere Eingänge gleichzeitig sinnvoll bearbeiten, deshalb werden sie am besten über die Auxkanäle
(s.u.) angesteuert.
Equalizer
Der Equalizer steuert die Phasenverstärkung einzelner Frequenzbänder. Das ist sinnvoll, weil jeder Raum eine
eigene Aktustik hat und jedes Instrument darauf abgestimmt werden will. Auch können andere unerwünschte
Nebengeräusche reduziert werden. Grundsätzlich gilt aber, verändere möglichst wenig und nur, wenn
Du weißt, was Du tust. Das Klangbild ist ganz schnell zerstört und Du suchst dann ewig nach den Fehler.
Aux <n>
Nach dem Equalizer kann das Signal zu einem oder mehreren Hilfskanälen (Aux) geleitet werden. Mit dem Auxregler
steuerst Du den Pegel mit dem das Signal zum Auxkanal n geleitet wird. Die Hilfskanäle werden benutzt, um
ein oder mehrere Eingänge zu einen bestimmten Monitor auf der Bühne zu schicken und dort abzuspielen.
Häufig hat jede(r) Musiker:in einen eigenen Monitor (z.B. als In-Ear-Ohrhörer) und möchte seine/ihre
individuelle Mischung hören. Auch können ein oder mehrere Instrumente zu einen Effektprozessor (z.B. Hall)
geschickt werden, dessen Ausgang dann zu einen anderen Eingang im Mischpult geleitet wird. Für jeden Auxkanal gibt
es am Mischpult eine Ausgangsbuchse, die häufig als symetrische Klinke ausgelegt ist.
Pre/Post <n>
Je nach Anwendungsfall soll das Eingangssignal vor oder nach dem Fader (s.u.) zum Auxkanal n geschickt werden.
Mit einem Taster kann das häufig für jeden Auxkanal getrennt gesteuert werden. In der Regel mache ich das so,
Monitore vor dem Fader anzusteuern und Effektgeräte danach.
Main, Sum <x>
Manche Mischpulte haben nicht nur ein Stereosignal am Ausgang sondern mehrere. Über mehrere Taster kannst Du dann
festlegen, auf welchen Summenkanälen das Instrument abgespielt werden soll. Für jede Summe findest Du dann
eine oder mehrere Ausgangsbuchsen am Mischpult. Bei manchen Mischpulten ist es aber auch möglich, das Summensignal
wie einen normalen Stereoeingang zu benutzen, so kannst Du alle Mikrofone eines Instruments (z.B. Schlagzeug) auf eine
Summe legen und diese Summe wiederum zum Mainkanal schicken, dann kannst Du mit einem Fader die Lautstärke des
ganzen Schlagzeugs steuern.
PFL (PreFaderListening)
Wenn an einem oder mehreren Eingangskanälen das PFL aktiviert wurde, wird am Control room bzw.
Kopfhörerausgang nur die aktivierten Kanäle abgespielt und zwar unabhängig von der jeweiligen
Fadereinstellung. Wenn das Mischpult nur eine Pegelanzeige für den Main-Mix hat, wird diese i.d.R. umgestellt
auf die aktivierten Kanäle. Das ist praktisch, um einzelne Kanäle zu kontrollieren ohne den Gesamtmix (z.B.
bei laufender Veranstalltung) zu verändern. Beim Soundcheck kannst Du es nutzen, um die richtige Einstellung
für den Gainregler (s.o.) zu finden.
Merke: Das Mischpult ist keine Kläranlage. Wenn Du von der Bühne schlechten Sound bekommst, dann muß
das auf der Bühne repariert werden, nicht am Mischpult.
Ich hatte mal das Problem, daß sich die Gäste über den schlechten Sound beschwerten. Mit der
PFL-Taste konnte ich die einzelnen Quellen kontrollieren und feststellen, daß schon von der Bühne
übersteuerter Sound gekommen ist. War 'ne Technoveranstalltung und die "Künstler" auf der
Bühne haben mit DJ-Mischpulten gearbeitet. Ich bin dann zur Bühne gegangen und habe gesehen, daß jedes
Mischpult quasi laut um Gnade schrie, es möge leiser gemacht werden, weil der Ton übersteuert. Die
"Künstler" konnten allerdings mit der Übersteuerungsanzeige der Mischpulte nichts anfangen.
Pan (Monokanäle)/Ballance (Stereokanäle)
Mit diesem Drehregler kannst Du die Position des Instruments im Stereobild des Ausgangs steuern. Bei
Stereoeingängen wird der Anteil des linken und rechten Kanals gesteuert.
Das ist sinnvoll, wenn Du mehrere Instrumente besser im Klangbild differenzieren willst. Vor allen, wenn sie im
gleichen Frequenzspektrum unterwegs sind, kann es enorm helfen, wenn sie im Stereobild an unterschiedlichen Positionen
liegen. Beachte aber, daß der Klang auch auf Monogeräten oder in der Halle gut klingen soll. Beim
Livebetrieb oder auf Monoabspielgeräten hilft Dir das daher weniger und Du solltest hier mit anderen Effekten
(z.B. Hall) arbeiten.
Fader
Mit dem Fader kannst Du nun jedes einzele Musikinstrument getrennt steuern. Geh nicht unbedingt auf die volle
Lautstärke, laß den anderen Instrumenten noch genug Raum (Headroom). Die endgültige Lautstärke
im Saal wird eh über den Mainregler gesteuert. Du solltest aber nicht zu leise werden, sonst hast Du dynamiklosen
Krach in Deiner Halle und die Gäste werden sich nur die Ohren zu halten. Ein guter Startpunkt könnte sein,
die einzelnen Instrumente auf -6dB zu regeln und dann im Gesamtmix prüfen, ob der Klang ausgewogen ist und jedes
Instrument gut gehört werden kann. Jedes Instrument kannst Du dann korrigieren. Am Schluß stelle ich dann
den Gesamtmix immer leiser ein solange bis man nichts mehr hört und die letzten Musiker:innen, die man hören
sollte, sind der Bass und der Gesang.
Pegelanzeige
Manche Boards haben auch eine separate Pegelanzeige für jeden Kanal. Das ist bei manchen Analysen sehr praktisch,
wird aber nicht immer gebraucht. Um das besser nutzen zu können, solltest Du auch wissen, ob die Anzeige vor oder
nach dem Fader den Pegel misst.
Mute
Mit der Taste Mute kannst Du einen Kanal komplett abschalten. Mute ist sehr wichtig, um sämtliche Signale
auszublenden. Wenn die Crew bespielsweise noch damit beschäftigt ist, die Instrumente auf der Bühne
aufzubauen. Da wird schon mal ohne Ankündigung eine Klinke gezogen bzw. gesteckt und dann kann es zu
unschönen Knackgeräuschen kommen, die gerne das Ende von so manchen Hochtöner sein können. Aus
diesem Grund habe viele Pulte eine Taste "Mute All", um alles zu muten.
Solo
Mit der Taste Solo werden alle anderen Kanäle abgeschaltet. Bei Solo ist es i.d.R. so, daß immer nur ein Kanal
auf Solo geschaltet werden kann. D.h. wenn ich Solo bei einem Kanal aktiviere, wird ein anderer Kanal evt. diese
Einstellung verlieren. Eine sinnvolle Anwendung könnte sein, wenn Du eine moderierte Veranstalltung hast und es
spricht immer nur einer oder die ganze Band spielt.
Manche Mischpulte behandeln den/die Summenmix und den Mainmix wie einen einzelnen Stereoeingangskanal wobei es in der Regel nicht sinnvoll ist, den Mainkanal auf einen Auxkanal zu schicken, weshalb diese Möglichkeit oft nicht gegeben ist.
Auch können manche Mischpulte zwei Monokanäle zu einem Stereokanal kombinieren. Das ist ganz praktisch, wenn man viele verschiedene Bands mit unterschiedlichen Instrumenten mischen will, und so eine gewisse Flexibilität braucht.
Du kannst Dir sicherlich vorstellen. daß bei einem Mischpult mit 16 und mehr Eingangkanälen hier schon mehrere Hundert Drehregler, Taster und Fader verbaut werden müssen, was die Pulte teuer und fehleranfällig macht. Moderne Mischpulte haben deshalb für jeden Kanal keinen Drehregler sondern nur noch einen einzigen Motorfader pro Kanal. Mit ein paar Tasten steuerst Du die Anwendung des Faders. So kann beispielsweise die Mischung aller Kanäle auf einem Auxkanal leicht kontoliert und ggfls korrigiert werden.
Auch kannst Du bei manchen Pulten die aktuelle Konfiguration speichern und jederzeit wieder abrufen. Das ist zum Beispiel nützlich, wenn Du eine Veranstalltung mit mehreren Bands hast, So kannst Du vor der Veranstalltung jede Band getrennt mischen und rufst dann während der Veranstalltung jede Band einzeln wieder ab.
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